Zwei Fenster im Eingangsbereich der St. Lukas Kirche in Sachsenberg, die im Jahr 1962 errichtet und 1963 eingeweiht wurde, enthalten eindeutig judenfeindliche Darstellungen. Sie sind als Ecclesia und Synagoge bekannt – zwei allegorische Figuren, die dazu dienen, die vermeintliche Überlegenheit des Christentums über das Judentum abzubilden. So sind diese Fenster eine visuelle Darstellung der Substitutionstheologie: Gott habe das Volk Israel seit der Kreuzigung Jesu Christi verworfen und verflucht, seine Erwählung Israels, seinen Bund mit diesem Volk und die ihm geschenkten Verheißungen aufgehoben und sie stattdessen auf die christliche Kirche als neues Volk Gottes übertragen. Dies lässt sich bereits bei Tertullian gegen Ende des zweiten Jahrhunderts nachweisen.
Über die Meldefunktion von spuren-sichtbar-machen.de wurden wir im Juni 2023 auf Kreuzwegbilder in der Kirche St. Georg in Paderborn aufmerksam gemacht. Eine Sichtung der Objekte zeigte, dass Figuren darauf unter anderem an im Nationalsozialismus verwendete Darstellungsformen von Jüdinnen:Juden erinnern. Diesen ersten Befund teilte spuren-sichtbar-machen.de im noch im selben Monat dem Generalvikariat des Erzbistums Paderborn (Glaube im Dialog) mit.
Ende August 2023, zum Abschluss der Recherche, nahmen wir vor Veröffentlichung des inzwischen vorbereiteten Beitrags auf spuren-sichtbar-machen.de erneut Kontakt mit dem Generalvikariat des Erzbistums Paderborn (Glaube im Dialog) auf. Dieses informierte den zuständigen Pastoralverbund Paderborn Nord-Ost-West. Pastor Thomas Bensmann tat darauf in seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Pastoralverbunds das aus antisemitismuskritischer Sicht Richtige: Er hängte die Bilder bis zur Klärung des weiteren Umgangs damit ab und informierte die Gemeinde sowie die zuständigen Gremien darüber, dass hier entsprechender Klärungs- und Handlungsbedarf besteht. Deshalb ist dieser Beitrag unser erster Beitrag ohne Abbildung der Objekte. Bei der ersten Sichtung vor Ort hatten wir Aufnahmen erstellt. Es wäre jedoch absurd, die in St. Georg nun endlich beendete Darstellung von rassistischer Judenfeindlichkeit hier zu reproduzieren.
Die römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Dortmund wurde 1916 errichtet und ist Namensgeberin des sie umgebenden Kreuzviertels. Neben der Kirchengemeinde ist hier auch die Katholische Hochschulgemeinde Dortmund beheimatet. Vermutlich wissen aber nur wenige Bewohner:innen des beliebten Wohnviertels in der südlichen Innenstadt Dortmunds, dass die zentrale Kirche öffentlich sichtbar über dem Eingang ein judenfeindliches Mosaik präsentiert.
Die kanonischen Evangelien nennen drei Gruppen, die in verschiedenem Maß an der Verhaftung, Verurteilung, Auslieferung und Kreuzigung Jesu mitwirkten: die Römer als militärische Besatzungsmacht, der Sanhedrin als oberste Religionsbehörde des damaligen Judentums und die Anhänger der Sadduzäer in Jerusalem. Die im Kern übereinstimmenden Textpassagen lassen keinen Zweifel, dass der römische Statthalter Pontius Pilatus und seine Soldaten Jesus hinrichteten. Die Kreuzwegstationen in der Kirche St. Johannes Baptist im nordhessischen Bad Arolsen dagegen reproduzieren den Mythos des Gottesmordes durch “die” Jüdinnen:Juden.
Seit der Veröffentlichung der Seite spuren-sichtbar-machen.de mit zunächst vier judenfeindlichen Objekten im Kreis Höxter am 27.3.2023 wurden der ada.kreis-höxter innerhalb eines Monats über hundert weitere Spuren gemeldet. Bei fast allen dieser Spuren christlicher Judenfeindschaft fand bis heute keine Kontextualisierung statt. Die Sakramentskapelle in Büren im Kreis Paderborn ist hier eine positive Ausnahme.
Die lateinische Inschrift über dem Portal besagt, dass der Paderborner Domprobst Freiherr von Asseburg den Bau errichten ließ, „zu Ehren des ehrwürdigen Sakraments und zur Wiederbelebung der Erinnerung an das eucharistische Wunder, welches an dieser Stelle gegen die Juden im Jahr 1337 vollbracht wurde“. Gemäß einer Verleumdung, die bis ins 20. Jahrhundert mündlich und schriftlich überliefert wurde, soll ein jüdischer Bewohner dieser Gegend eine christliche Magd dazu verleitet haben, ihm eine konsekrierte Hostie zu bringen. Die Hostie, die daraufhin von dem Juden entweiht worden sein soll, habe zu bluten begonnen. Der Frevel soll entdeckt und die Beschuldigten sollen bestraft worden sein.1
Seit der Veröffentlichung der Seite spuren-sichtbar-machen.de wurden uns über 120 weitere Spuren gemeldet. Einige davon sind offensichtlich als judenfeindlich zu interpretieren. Andere nicht. Und es gibt Spuren, bei denen wir feststellen müssen, dass sich die Frage nach in den Werken verborgener Judenfeindlichkeit(en) beim derzeitigen Stand der Forschung nicht abschließend beantworten lässt, es jedoch Indizien gibt, dass es sich um judenfeindliche Inhalte handeln kann. Hierzu gehört das Tympanon des südlichen Portals der Pfarrkirche St. Marien in Steinheim. Bei der ikonographischen Deutung des Objekts wurden wir unterstützt von Prof. Dr. Ulrike Heinrichs (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Thomas Weigel (Universität Münster). Ohne diese Unterstützung wäre dieser Beitrag nicht möglich gewesen. Vielen Dank!
Zwei Kirchenfenster in der zwischen 1904 und 1905 gebauten Rimbecker Pfarrkirche St. Elisabeth sind eindeutig als judenfeindliche Darstellungen christlicher Theologie zu identifizieren: Ecclesia und Synagoga, zwei allegorische Figuren, welche eine christliche Überlegenheit gegenüber dem Judentum kennzeichnen sollen. Eine Überlegenheitsphantasie, die sich schon bei Tertullian nachweisen lässt.
Drolerien an westlichen Portalen von Kirchen des 13. und 14. Jahrhunderts werden häufig als Abwehrzauber gegen das Böse interpretiert. Die genaue Funktion solcher Figuren ist strittig. Allen Deutungsansätzen gemeinsam ist, dass derartige Wesen dem Bereich des Unheiligen, des Bösen, der Sünde etc. zugeordnet werden. Im unteren Turmraum der Kirche Mariä Heimsuchung in Warburg (Altstadt) verkündet eine von vier Konsolfiguren seit über 700 Jahren Judenhass.
Kreuzwege veranschaulichen den Leidensweg Jesu Christi ausdrucksvoll in Bildern und Texten. Sie befinden sich in beziehungsweise bei beinahe jeder katholischen Kirche und symbolisieren die Leidensstationen Jesu Christi von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung.
Seit 1859 existieren die Kreuzwegstationen entlang des Weges zur Vitus-Kapelle, die bereits Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Alljährlich wird die Vitus-Kapelle an Karfreitag und am Fest des heiligen Vitus im Juni zum Zielpunkt von Prozessionen, an denen sich mehrere hundert Personen beteiligen. Der Prozessionsweg führt vorbei an zwei Stelen mit judenfeindlichen Inschriften. Die Schmähverse tradieren Vorstellungen über Juden als Christusmörder. Juden werden als Kollektiv für das Martyrium Jesu Christi verantwortlich gemacht.
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