Plakat der Zeitschrift “Der Stürmer”, 1935 n. Chr.
QUELLE BILD: Prof. Dr. Raphael Gross (2006): Lebendiges Museum Online, “Rassenschande”, IN: https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/rassenschande-nach-1935.htmlHTTPS://WWW1.WDR.DE/STICHTAG/STICHTAG-ZERSTOERUNG-TEMPEL-JERUSALEM-100.HTML, STAND 14.08.2024
Bild aus Kinderbuch “Der Giftpilz”, 1938 n. Chr.
QUELLE BILD: Darstellung aus einem Kinderbuch, in: Gilman, Sader L. (1995): Der jüdische Körper, Gedanken zum physischen Anderssein der Juden, in: Die Macht der Bilder, Antisemitische Vorurteile und MYthen, Wien, Seite 171
Antisemitische Postkarte
QUELLE BILD: Krüger, Thomas (2006): Bundeszentrale für politische Bildung, Judenfeindschaft von der Antike bis zur Neuzeit, IN: HTTPS://WWW1.WDR.DE/STICHTAG/STICHTAG-ZERSTOERUNG-TEMPEL-JERUSALEM-100.HTML, STAND 14.08.2024
Quittung “Leibmaut” für Juden, 1748 n. Chr.
Quelle Bild: Quittung Leibmaut für Juden bei Übertritt von Landes- und Stadtgrenzen, in: Lichtblau, Albert (1955): Macht und Tradition, Von der Judenfeindschaft zum modernen Antisemitismus, in: Die Macht der Bilder, Antisemitische Vorurteile und Mythen, Wien, Seite 214
Darstellung Verbrennung der Juden, 1421 n. Chr.
Quelle Bild: Darstellun in Schedel´schen Weltchronik, in: Weinzierl, Erika (1955): Stereotype christlicher Judenfeindschaft, in: Die Macht der Bilder, Antisemitische Vorurteile und Mythen, Wien, Seite 133
Initiale O mit erster Darstellung der “Ecclesia”, um 850 n. Chr.
Quelle Bild: Initiale O im Sacramentarium des Drogo, in: Raddatz, Alfred (1955): Zur Geschichte eines christlichen Bildmotivs, Ecclesia und Synagoge, in: Die Macht der Bilder, Antisemitische Vorurteile und Mythen, Wien, Seite 54
20. Jahrhundert bis 1945
5661 – 5711
1903 n. Chr. / 5664
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- Mit der ersten, russischsprachige Ausgabe von Die Protokolle der Weise von Zion erscheint ein fiktionales Pamphlet, das sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts zur globalen Programmschrift antisemitischen Verschwörungsdenkens entwickelt
- Die Protokolle, deren Herkunft noch immer nicht exakt geklärt werden konnte, geben vor, die Geheimpläne offenzulegen, mit der ein verschworener Kreis als mächtig und international vernetzt imaginierter Jüdinnen:Juden die Welt unter ihre Kontrolle bringen wollen
- Im ukranisischen Kishinov wird ein christliches Kind ermordet und Jüdinnen:Juden erneut des Ritualmords beschuldigt. Der Beschuldigung folgt das erste antisemitische Pogrom des 20. Jahrhunderts
- 000 Jüdinnen:Juden gehen in die Emigration, viele nach England und die USA, eine Minderheit nach Palästina mit dem Ziel, die Gründung eines jüdischen Nationalstaates vor Ort zu unterstützen
1912 n. Chr. / 5673
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- In Fès unterzeichnet Sultan Mulai Abd al-Hafiz einen Vertrag, der Marokko zum französischen Protektorat macht
- Aus Wut über diese Abgabe an Souveränität vergreift sich die arabische Bevölkerung an der jüdischen Bevölkerung der Stadt und deren Besitztümern
- Etwa 50 Jüdinnen:Juden werden ermordet
1919 n. Chr. / 5680
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- Der US-amerikanische Unternehmer und Automobilpionier Henry Ford kauft die Zeitung The Dearborn Independent in dem er eine englische Version der Protokolle der Weisen von Zion verbreitet und ab 1920 auch sein vierbändiges Buch The International Jew – The World‘s Foremost Problem in Artikelform verbreitete. Mit diesem, seinem Inhalt nach den Protokollen sehr ähnlichen und in 16 Sprachen übersetzen Buch leistete Ford der internationalen Verbreitung der antisemitischen Verschwörungsideologie einer „jüdischen Weltherrschaft“ enormen Vorschub.
1920 n. Chr. / 5681
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- Nach der der Niederlage Deutschlands und seiner Verbündeten im Ersten Weltkrieg und dem darauf folgenden Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, erhält Großbritannien das Völkerbundsmandat für Palästina.
- Das britische Mandatsgebiet Palästina umfasste das heutige Israel und Jordanien sowie die palästinensischen Autonomiegebiete
- Mit der Übernahme des Mandats durch Großbritannien und der Befreiung von der Herrschaft des Osmanischen Reiches nahmen auch die Forderungen des Jischuw, der jüdischen Bevölkerung des Gebietes, zur Gründung eines jüdischen Nationalstaates wieder zu
- Ebenfalls 1920 wurde mit der Wahl eines jüdischen Nationalrates jüdische Selbstverwaltungsstrukturen ausgebildet, die 1928 auch seitens der britischen Machthaber anerkannt wurde
1921 n. Chr. / 5682
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- Adolf Hitler wird Vorsitzender der NSDAP
1922 n. Chr. / 5683
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- Gründung der Sowjetunion. Die sowjetische Regierung gewinnt schnell die Sympathie der jüdischen Bevölkerung, da sie Antisemitismus unter Strafe stellte und Pogrome zu verhindern versuchte. Zugleich wurde jüdisches Leben in der Sowjetunion nun maßgeblich von der Kommunistischen Partei Russlands, den Bolschewiki, bestimmt und in letzter Instanz von Jüdinnen:Juden eine Assimilation in die den Staatskommunismus gefordert
- Am 24. Juni 1922 / 5683 wird in Berlin Außenminister Walter Rathenau, der erste Jude in einem deutschen Ministeramt, von Attentätern der antisemitischen Organisation Consul Der Mord wird seitens der Bevölkerung verurteilt, es folgen große Demonstrationen
1928 n. Chr. / 5689
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- In Frankreich gründen Zeugen der Schwartzbard Prozesse die LICRA, die Ligua Internationale Contre le Racisme et l’Antisémitisme. Zuvor hatte der jüdische Anarchist Scholom Schwartzbard den ehemaligen ukrainischen Politiker Symon Petljura aus Rache getötet, da er ihn für Pogrome an Jüdinnen:Juden verantwortlich gemacht wurde, denen auch Schwartzbards Familie zum Opfer fiel. Sein Verteidige Henry Torrès nutzen den Prozess zu einem öffentlichen Plädoyer gegen Antisemitismus. Schwartzbard wird freigesprochen und emigriert in die USA
- Im britischen Mandatsgebiets Palästina fördert Mohammed Amin al-Husseini, ein islamisch-arabischer Nationalist, Mufti von Jerusalem und späterer Unterstützer des Nationalsozialismus, antisemitisches Gedankengut und Störaktionen gegen die jüdische Bevölkerung Palästinas
1929 n. Chr. / 5690
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- In verschiedenen Städten im britischen Mandatsgebiet Palästina, etwa in Jerusalem, Hebron und Safet finden Pogrome an Jüdinnen:Juden durch Teile der arabischen Bevölkerung statt. Aus Hebron wird die jüdischen Gemeinschaft vollständig vertrieben
1933 n. Chr. / 5694
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- Adolf Hitler wird zum deutschen Reichskanzler ernannt. Der Nationalsozialismus beginnt sich als politische Herrschaftsform zu konstituieren, die in erster Linie der vernichtungsantisemitischen Volksgemeinschaftsideologie folgt
1934 n. Chr. / 5695
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- In Constantine, Algerien, kommt es zu einem antisemitischen Pogrom
1935 n. Chr. / 5696
Nürnberg (Deutschland), 15. September:
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- Der deutsche Reichstag verabschiedet die ‚Nürnberger Rassengesetze, die den Ausschluss von Jüdinnen:Juden aus der deutschen Gesellschaft juridisch begründen.
- Es werden antisemitische Forschungsinstitute verschiedenster Disziplinen gegründet, um diesen ‚gesetzlichen Antisemitismus‘ auf allen Ebenen zu rechtfertigen
1938 n. Chr. / 5699
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- Am 9. November 1938 finden Pogrome im ganzen Reichsgebiet statt. Diese Gewalteskalation markiert einen Wendepunkt in der Radikalität der antisemitischen Politik des Nationalsozialismus
1933 – 1939 n. Chr. / 5694 – 5700
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- Etwa der Hälfte der deutschen Jüdinnen:Juden gelingt die Ausreise aus Deutschland
1939 n. Chr. / 5700
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- Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September beginnt der Zweite Weltkrieg und radikalisiert sich der Krieg gegen die Sowjetunion auch zu einem Vernichtungskrieg gegen Jüdinnen:Juden
1941 n. Chr. / 5702
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- In Bagdad, Irak, kommt es nach der Kriegsniederlage des Irak gegen Großbritannien zu einem antisemitischen Pogrom, dem Farhud
1942 n. Chr. / 5703
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- Auf der Wannsehkonferenz organisieren, koordinieren und systematisieren Führungsfiguren des Nationalsozialismus die Shoah, die Vernichtung der europäischen Jüdinen:Juden im Detail
1945 n. Chr. / 5706
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- In Oswiecim, Polen, entdeckt die 1. Division der Roten Armee der Sowjetunion am 27. Januar das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und befreit die Überlebenden
- Am 8. Mai kapituliert die deutsche Wehrmacht bedingungslos, die Alliierten besiegen den Nationalsozialismus
- Der 2. September datiert das Ende des von Deutschland verschuldeten Zweiten Weltkriegs. Weltweit sterben 60 Millionen Menschen, sechs Millionen Jüdinnen:Juden werden durch die Deutschen ermordet, allein eine Million von ihnen durch industriellen Massenmord in Auschwitz
1948 n. Chr. / 5706
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- Der neu auf dem Teilen des Gebietes des vorherigen Völkerbundmandats Palästina durch die Vereinten Nationen gegründete, demokratische Staat Israel erklärt seine Unabhängigkeit und gewinnt den Krieg, den ihm umliegende arabische Staaten erklärt haben
- In Wort zur Judenfrage reproduziert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Vorwurf des „Gottesmords“
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- 2015 wird auf der 2. Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Kundgebung verabschiedet, die das antijüdische Erbe Martin Luthers in seiner „exemplarischen Bedeutung“ für die Gesellschaft im Allgemeinen und der evangelischen Kirche im Besonderen anerkennt: Evangelische Christ:innen „erkennen die Notwendigkeit eines kritischen Umgangs mit unserem reformatorischen Erbe in der Auslegung der Heiligen Schrift, insbesondere des Alten Testaments“ ebenso wie die Tatsache an, dass die „reformatorische Tradition an der schmerzvollen Geschichte der ‚Vergegnung‘ (Martin Buber) von Christen und Juden“ hat. Daraus begründen sie eine „besondere Verantwortung, jeder Form von Judenfeindschaft und -verachtung zu widerstehen und ihr entgegenzutreten.“
- 2017 wird sich mit dem offiziellen Flyer Vorurteil, Ausgrenzung, Projektion und was wir dagegen tun können von den stereotypen Behauptungen, „die Juden seien Brunnenvergifter und Gottesmörder, würden Christenkinder schlachten und Hostien schänden“ distanziert.
- 2019 wird der Posten des Antisemitismusbeauftragte der EKA eingerichtet, der sich im Interviewstellvertretend von antijüdischen Topoi (etwa „Gottesmord“) und architektonischen Darstellungen (etwa der „Judensau“) distanziert. Zugleich wird aber zugestanden, dass die „Aufarbeitung […] erst mühsam und allmählich“ beginnt.
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1959 n. Chr. / 5717
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- Es findet eine antisemitische „Schmierwelle“ statt, jüdische Friedhöfe und Synagogen werden von mit Hakenkreuzen beschmiert
1965 n. Chr. / 5723
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- Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird ein Artikel der katholischen Kirche zum Judentum verfasst, indem das Judentum als gleichberechtigte Religion prinzipiell Anerkennung erhält und der Vorwurf des „Gottesmords“ nicht länger zur Ausgrenzung und Gewalt gegen Jüdinnen:Juden herhalten könne. Als antijüdische Erfindung wird er allerdings nicht explizit zurückwiesen.
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- 2020 öffnet der Vatikan seine Archive und gewährt erstmals Wissenschaftler:innen Zugang zu Dokumenten, die belegen, dass sich und 15.000 Jüdinnen:Juden aus Europa an den Vatikan und Past Pius XII. mit Hilfeersuchen gewandt hatten. Damit ist hinreichend belegt, dass der ‚Weltkriegspapst‘ frühzeitig Kenntnisse über die Shoah und die nationalsozialistische Vernichtungspolitik besaß und dennoch darüber öffentlich schwieg. Bis 2020 hielt die Katholische Kirche dieses Schweigen aufrecht.
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19. Jahrhundert
5561 – 5661
1808 n. Chr. / 5569
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- Napoleon Bonaparte entzieht mit dem Decrét Infâme die den männlichen Juden zugesprochenen Bürgerrechte und schränkt so deren Vermögensrechte, Gewerbe- und Bewegungsfreiheit mit dem Ziel ein, Jüdinnen:Juden über einen Dauer von zehn Jahren zu Mitgliedern der christlichen Gesellschaft „erziehen“ zu können.
- Das Dekret wurde 1818 aufgehoben und trotz dieser temporären Einschränkung von Rechten wurden Jüdinnen:Juden zumindest formal in die französische Gesellschaft integriert
1819 n. Chr. / 5580
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- Auf ähnliche Ansätze der staatsbürgerlichen Emanzipation von Jüdinnen:Juden in Preußen, wie sie im Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden festgehalten wurden und von Wilhelm von Humboldt auf den Deutschen Bund auszuweiten versucht wurden, wird mit den größten antijüdischen Pogromen seit dem Mittelalter reagiert
- Die sogenannten Hep-Hep-Unruhen weiten sich von Würzburg über das heutige Deutschland bis in Teile Polens, Frankreichs und Dänemarks aus
- Ziel war die Zurückdrängung der jüdischen Emanzipationsbestrebungen
1840 n. Chr. / 5601
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- Christen schreiben einen Mord an einem christlichen Prediger und seinem Diener in Damaskus unter Bezug auf die Ritualmordlüge Jüdinnen:Juden zu. Diese Erklärung des Mordes findet bei der muslimischen Bevölkerung Anklang, die mit Gewalt gegen Jüdinnen:Juden reagiert. Die sogenannte Damaskus-Affäre verbreitet die christliche Ritualmordlüge im Osmanischen Reich und dem islamischen Nahen und Mittleren Osten.
Ab 1845 n. Chr. / 5606
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- Die zunehmende Industrialisierung, die Trennung von Produktions- und Zirkulationssphäre im Kapitalismus und die rasante Entwicklung des kapitalistischen Weltmarktes befördert – im Anschluss an die im Stereotyp des „Geldjuden“ oder „Wucherers“ begründete, vermeintliche Affinität von Jüdinnen:Juden zu Geld, Zins und Kapital – eine neue Form der Judenfeindschaft, die sich später in der vermeintlichen „Kritik“ des „internationalen Finanzjudentums“ ausdrücken wird.
1853 n. Chr. / 5614
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- Arthur de Gobineau verfasst mit dem Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen erste „rassentheoretische“ Abhandlung, in der er mit pseudowissenschaftlichen Mitteln eine überlegene „arische Rasse“ konstruiert, der Jüdinnen:Juden als „semitische Rasse“ unterlegen sei.
1860 n. Chr. / 5621
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- In Italien wird der jüdische Junge Edgardo Motara heimlich von einem christlichen Dienstmädchen getauft und entführt, um ihn unter christlicher Obhut im Vatikan unter persönlichem „Schutz“ von Papst Pius IX. aufwachsen zu lassen, beginnt ein Rechtsstreit mit der jüdischen Gemeinde, die erfolglos Edgardos Freilassung fordert
- Daraufhin wird in Paris die erste internationale Organisation zum Schutz von Jüdinnen:Juden, die Alliance Israélité Universelle, gegründet
1870 n. Chr. / 5631
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- Die jüdische Emanzipation setzt sich in ganz Westeuropa durch.
- Die „Verwissenschaftlichung“ der Judenfeindschaft setzt ein. Mit pseudowissenschaftlichen Methoden der Kraniometrie („Schädelmessung“) und Anthropmetrie („Maßverhältnisse am menschlichen Körper“) sollen Unterschiede zwischen „Menschenrassen“ „bestätigt“ und ein ungleicher politischer Umgang gerechtfertigt werden
1879 n. Chr. / 5640
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- Der Publizist Wilhelm Marr etabliert mit seiner Propaganda-Schrift Der Sieg des Judenthums über das Germanentum – Vom nichtconfessionellen Standpunkt aus Betrachtet den Begriff „Antisemitismus“
- Die Judenfeindschaft wird nicht in religiösen Begriffen begründet, sondern politisch und völkisch. Marr unterstellt „den Juden“ das Streben nach Weltherrschaft und der Zersetzung von gewachsenen Gemeinschaften.
- Als politisches Gegengewicht gründet Marr die Antisemitenliga als politische Bewegung. Viele ähnliche Bewegungen, Parteien, Verlage und Zeitungen entstehen vor allem im deutschsprachigen Raum, die vor allem vom Bildungsbürgertum getragen werden
- Antisemitismus gehört zum „guten Ton“ und als Zugehörigkeitsmerkmal zur deutschen Elite. Die Historikerin Shulamit Volkov hat den deutschen Antisemitismus am Ende des 19. Jahrhunderts daher als „kulturellem Code“ bezeichnet.
1881 n. Chr. / 5642
- Ein tödliches Attentat auf den russischen Zar Alexander II. durch eine terroristische Untergrundorganisation Narodnaja Wolja wird mit antijüdischen Verschwörungsmythen geschmückt, nach denen sich Jüdinnen:Juden durch die Ermordung des Zaren den Umsturz der ganzen Gesellschaft erhoffen.
- Im Zuge des Attentats finden bis 1884 n. Chr. / 5645 mehrere hundert Ausschreitungen mit hunderten ermordeten und tausenden verletzten Jüdinnen:Juden, zerstörtem Besitz und einer Verschärfung der russischen „Judengesetze“ statt
1886 n. Chr. / 5648
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- In Frankreich veröffentlicht Édouard Drumont das antisemitische Werk La France Juive (Das jüdische Frankreich). Zentrum seiner antijüdischen ist zwar der christliche Gottesmordmythos, er bedient sich aber auch moderner „rassentheoretischer“ Argumentationen
1889 n. Chr. / 5651
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- Nach dem Vorbild von Wilhelm Marrs Antisemitenliga die Ligue nationale anti-sémitique de France, auch hier entstehen antisemitische Bewegungen, Verlage und Zeitungen
- Auch in Frankreich wird der Antisemitismus am Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zum „kulturellen Code“ und gilt in Bildungsbürgertum und Politik als erstrebenswerte Einstellung
1894–1899 n. Chr. / 5656–5661
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- Dieses antisemitischen Klima in Frankreich gipfelt im Justizskandal der Dreyfuß-Affäre. Der jüdische Hauptmann Alfred Dreyfuß wird auf Grundlage zweifelhafter Dokumente und widerrechtlicher Beweise des Landesverrates durch vermeintliche Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich angeklagt. Die im Zuge der Affäre stattfindenden Krawalle, Attentate, politische Intrigen bis hin zum versuchten Staatsstreich durch antidemokratische Kräfte stürzte die französische Gesellschaft in eine schwere politische und moralische Krise
1896 n. Chr. / 5658
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- Unter dem Eindruck des während der Affäre offen geäußerten Antisemitismus in Teilen der französischen Bevölkerung schreibt Theodor Herzl das Buch der Judenstaat, das das Fundament für den modernen, politischen Zionismus als jüdischer Nationalbewegung legt
1897 n. Chr. / 5659
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- In Basel findet der erste Zionistenkongress statt, auf dem die ZWO, Zionist World Organisation oder Zionistische Weltorganisation auf Initiative Herzls gegründet wird. Dort wurde mit dem Basler Programm auch festgelegt, dass in Reaktion auf die zunehmende antisemitische Verfolgung in Europa ein jüdischer Nationalstaat auf dem Gebiet des zu diesem Zeitpunkt unter Kontrolle des Osmanischen Reiches stehenden Palästina entstehen soll
18. Jahrhundert
5461 – 5561
1789 n. Chr. / 5550
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- Zu Beginn der Französischen Revolution leben etwa 40.000 Jüdinnen:Juden ohne Aufenthaltsrecht in französischen Gebieten
- Nach der revolutionären Abschaffung des feudalen und absolutistischen Ständestaats des Ancien Régime werden in der französischen Nationalversammlung in 17 Artikeln jedem männlichen Franzosen mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte unveräußerliche Rechte zugesprochen. Jüdinnen:Juden werden diese Rechte zunächst verweigert
1791 n. Chr. / 5552
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- Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wird auf männliche Juden ausgeweitet. Sie erhalten volle staatsbürgerliche Rechte
1799 n. Chr. / 5560
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- Napoleon Bonaparte begeht einen Staatstreich gegen die Republik und setzt sich als Alleinherrscher ein