Beschreibung
Zwei Kirchenfenster in der zwischen 1904 und 1905 gebauten Rimbecker Pfarrkirche St. Elisabeth sind eindeutig als judenfeindliche Darstellungen christlicher Theologie zu identifizieren: Ecclesia und Synagoga, zwei allegorische Figuren, welche eine christliche Überlegenheit gegenüber dem Judentum kennzeichnen sollen. Eine Überlegenheitsphantasie, die sich schon bei Tertullian nachweisen lässt.
Die von Bernhard Kraus um 1910 aus Antikglas, Blei und Schwarzlot geschaffenen Kirchenfenster im Querschiff der Pfarrkirche porträtieren jeweils eine weibliche Figur. Das linke Fenster bildet Ecclesia, das rechte Fenster Synagoga ab. Jeweils darunter, aufgrund der Höhe der Kirchenfenster nur schwer zu erkennen, steht in großen Lettern links CHRISTENTVM und rechts JVDENTVM.
Ecclesia wird als Frau mit erhobenem Haupt und einer Krone dargestellt. In ihren Händen hält sie mit Kelch und Kreuz zwei zentrale Symbole des Christentums, die beide unmittelbar auf Jesus Christus verweisen. In dieser Darstellung soll Ecclesia die herrschende, würdige und rechtmäßige Religion symbolisieren. Gleichzeitig steht sie für die Kirche selbst.
Synagoga auf der gegenüberliegenden Seite wird mit verbundenen Augen und gebrochenem Stab dargestellt. Durch die links und rechts von Synagoga abgebildeten Gesetzestafeln und die Menora, den siebenarmigen Leuchter, wird verdeutlicht, dass es sich hier um die Darstellung des Judentums handelt. Ihre verbundenen Augen symbolisieren eine dem Judentum unterstellte Blindheit, den wahren Glauben und den Messias in Gestalt von Jesus Christus zu erkennen. Deshalb habe Gott seinen Bund mit den Juden aufgekündigt und auf die Kirche als neues erwähltes Volk übertragen, was durch den gebrochenen Stab als entwertetes Herrschaftssymbol dargestellt wird.
Zentrisch unter den Schriften sind zwei weitere Symbole zu sehen. Auf der Seite der Ecclesia ist es ein Agnus Dei, ein weiteres Symbol mit direktem Verweis auf Jesus Christus. Unter dem Schriftzug auf der Seite der Synagoga ist ein Löwe zu sehen. Dies ist mehr als eine heraldische Zuordnung. Hier liegt ein Verweis auf Genesis 49,9-10 verborgen, wo das Motiv des gebrochenen Stabes wiederzufinden ist.
Weitere antijüdische Darstellungen von Ecclesia und Synagoga in Nordrhein-Westfalen sind unter anderen an der Lambertikirche in Münster oder an der Heilig-Kreuz-Kirche in Dortmund zu sehen.
Diese Darstellungen bezeugen eine Tradition religiös begründeter Judenfeindschaft und sind eine Quelle des neuzeitlichen Antisemitismus.
Weitere Aufnahmen der Fenster sowie u.a. ein Grundriss der Kirche sind zu finden auf der Seite der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.: http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b5762/b5762.shtml